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utopie
  • mä-topie ist die schrecklichste Vorstellung, der schlimmste Fall …
  • u-topie ist ein noch-nicht-ort: Es ist noch nicht da, was könnten wir uns wünschen?

Eine wirkliche Utopie

Wie ein Projekt entstehen könnte, in dem Platz für mehr Leute ist, die sich ergänzen, vielleicht sogar eine alte Bauern-Wirtschaft wieder in Gang setzen, ein Gästehaus an einer alten Straße …

Eine wirkliche gemeinschaftliche Utopie geht an die grundlegenden Absprachen, Bräuche, Konventionen und Regeln: Warum tragen wir unser Geld immer zu den Reichsten, die es zur Zerstörung der Welt verbrauchen?

Den Begriff Zukunftswerkstatt prägte Robert Jungk schon in den 1960ern als Vorschlag:

Zukunftswerkstätten sind seit den 1980er Jahren gemeinschaftliche Projekte und Prozesse, die von Moderierenden angeleitet werden, damit alle Beteiligten zu Wort kommen können und die drei Schritte ausgewogen durchlaufen werden:

Kritik der Verhältnisse

als Ausgangslage, gemeinsame Bestandsaufnahme auf Grundlage einer Einladung, aus den Beiträgen der Gruppe, möglicherweise notiert, sortiert, gewertet, hinterfragt nach ihrer Entstehungsgeschichte … Kritisches Denken

Anwärmen der Seele durch Kritik statt Jammern

https://gestalt-theater.blogspot.com/2021/05/angst-essen-seele-auf-die-abtrennung.html

gemeinschaftliche Utopien

Utopien sind das Gegenteil von Planwirtschaft und Resignation: Früher oft literarisch gefasst, von Thomas Morus bis Charles Fourier, gesammelt und verglichen von Bloch und Rolf Schwendter

Utopien und gesellschaftliche Träume brauchen gemeinsame Grundlagen, die in der Gesellschaft von Part-Eien, einseitigen Besitz- und Staats-Medien und ständigem Richtungsstreit nur vor Ort zu finden sind: In Nachbarschaften, Genossenschaften, Selbstorganisation und Vereinen

  Jürgen Habermas hat seinen  Vorwurf, dass die „Idee der Versöhnung“, 
  d. h. letztlich die Idee der Utopie, sich mit Adorno nicht mehr denken lasse, 
  um den Hinweis ergänzt: 
  „Allenfalls läßt sich diese Idee noch in den Bildern der jüdisch-christlichen Mystik umkreisen […].“

Adorno

David Graeber, David Wengrow „Anfänge“: Menschen haben immer die Wahl

https://www.fr.de/kultur/literatur/david-graeber-david-wengrow-anfaenge-menschen-haben-immer-die-wahl-91427851.html?cmp=defrss

David Graebers und David Wengrows Anfänge sind eine Revolution der Geschichtsschreibung: "Es war alles ganz anders. So erklären uns die beiden Autoren des 667 Seiten dicken Buches „Anfänge – Eine neue Geschichte der Menschheit“. David Graeber lehrte Anthropologie an der London School of Economics, war einer der Wortführer der Occupy-Wall- Street-Bewegung und seit seinem vor zehn Jahren erschienenen Weltbestseller „Schulden – Die ersten 5000 Jahre“ wohl der berühmteste bekennende Anarchist der Welt.

Im vergangenen September starb Graeber im Alter von 59 Jahren in Venedig. David Wengrow, geboren 1972, ist Professor für vergleichende Archäologie am University College London."

Die Wahrheit aber ist, wie Graeber und Wengrow schreiben: „Erfunden wurde das Wort ‚Demokratie‘ wohl in Europa – und das auch nur um ein Haar, denn Griechenland war in der fraglichen Zeit Afrika und dem Nahen Osten kulturell viel näher als sagen wir zum Beispiel England –, doch es ist nahezu ausgeschlossen, vor dem 19. Jahrhundert auch nur einen einzigen Autor aufzuspüren, der nicht die Ansicht vertreten hätte, dass die Demokratie nichts anderes als eine schreckliche Regierungsform sei.“

David Graeber & David Wengrow: "Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit". Aus dem Amerikanischen von Henning Dedekind, Helmut Dierlamm, Andreas Thomsen. € 28,95 / 670 Seiten. Klett-Cotta, Stuttgart 2022

Zukunftswerkstatt - Utopie: Vom Problem zum neuen Projekt in: das KulturBureau, Handbuch zur Organisation, Entwicklung, Aufbau und Absicherung von Projekten im kulturellen und sozialen Bereich, Hg Para-SOL Autorenteam Regensburg 1992

NUR MIT UNS: Jugendliche zum Thema Beteiligung, Bericht von einem ForumTheater-Projekt für das Deutsche Jugend Institut DJI und Erfahrungsberichte von Jugendlichen, in: Partizipation von Kindern und Jugendlichen als gesellschaftliche Utopie? Ideale - Erfahrungen – Perspektiven. BMFSSJ Dokumentation des Bundeskongresses am 12./13. November 2001

Denken in Spannungsräumen

Von der Kritik über die Utopie in die Verwirklichung, die Strategie: Das sind die Spannungsbogen, wie sie auch in der Gestalt aufgemacht werden können, und wie sie immer schon im Theater und in der Theaterpädagogik durch gute Inszenierungen erzeugt werden:

Antigone als gemeinsame Volks-Diskussion

Das Stück Antigone bringt die Frage des Gehorsam um jeden Preis und die Treue zum ermordeten Bruder auf die Bühne, fragt nach, was die ethischen Hintergründe sind, https://de.wikipedia.org/wiki/Antigone_(Sophokles)

Selbstorganisation wie praktische Demokratie wie in Genossenschaften sowie Bürgerräte und Ortsräte für kleine Kommunen und Nachbarschaften

Ein Script von Januar 2019

2020

Ich hatte nicht gedacht, dass sich das Jahr noch so toll entwickeln würde: Nach dem Aufkauf der letzten verbliebenen Export-Industrien durch die Saudis sind den Autoproduktionen nicht nur die Waffenfabriken ins Ausland gefolgt, auch die Medienkonzerne und das kommerzielle Trallala zogen nach, und mit ihnen die ganzen Leute, die noch an den Reiz der hohen Einkommen glauben.

Die Krisen des ersten Millenniums-Jahrzehnts hatten sich durch die vielen kleinen Rettungsaktionen mit immer den gleichen Konjunkturprogrammen so lang gesteigert, bis der Ausverkauf nach den ersten Zuwanderungen der Käufer und wachsenden Unruhen zur Abwanderung der Geschäftemacher führten.

Die Unruhen waren – bis auf die wenigen ersten Streiks – so wenig koordiniert, dass die Parteien und Parlamente von den Innenministern umsonst Aufklärung forderten: Sie wussten einfach nicht Bescheid, und die Geheimdienste hatten nur die diskursive extreme Linke zu ergründen versucht, statt mal bei den Nachbarn hin zu hören.

So fingen ganz normal erscheinende Bürger an, ihre Nachbarschaften besser zu organisieren, denn nicht nur die immense Arbeitslosigkeit, sondern auch Rentenverfall und Parteienfilz machten klar, dass von dort keine Lösung kommt.

Als zuletzt die Treuhand-Betrügereien der Kohl-Ära aufflogen, während sie in ihrer Neuauflage in den Wirtschaftsabverkäufen gerade noch einmal wiederholt werden sollten, hatten ausgerechnet die Schweizer und Liechtensteiner Nachbarn in ihren Banken Bedenken, dass ihre europäischen Großkunden endgültig Pleite gehen.

Die vielen Euro-Rettungsaktionen hatten das Vertrauen in die Währungen schon so weit erschüttert, dass immer mehr Regio-, Tausch- und Zeitbanken entstanden und die Bürger dafür sorgten, dass ihre landwirtschaftlichen und handwerklichen Regionalversorger mit den Mitarbeitenden-Börsen eine solide Beteiligung in Genossenschaften bekamen.

Der Niedergang der Großkonzerne hatte mit den gegenseitigen Aufkäufen begonnen, und da ihr internationales Billigsortiment nichts zum wirklichen Leben beitragen konnte, vereinsamten die Verkäuferinnen zwischen ihrem Mädchenkram, weil dafür weder Geld noch Bedarf übrig war.

Die Selbstorganisation kostete am Anfang noch sehr viel Lernzeit, hatte man doch in den letzten Jahren des ersten Jahrzehnts die meisten Kompetenzen bei den Firmenleitungen und Lobbyisten, den Regierenden und Parteien gelassen und kaum mehr für die eigenen Rechte gesorgt. Als Überwachungen und Polizei die unsinnigen Datenmengen nicht mehr bewältigten und dabei immer mehr Datenverkäufe bekannt wurden, wusste zuerst kaum jemand weiter. Durch die letzten Revival-Wellen vor allem in der Musik träumten aber nicht nur die alten Hippies von den Aquarius-Veränderungen, sondern auch die Jungen von immer mehr politischen Bewegungen der verschiedensten Anti-Atom-, Friedens- und Bürgerinitiativen, die jeweils vor Ort oder in ihrem Thema etwas bewegt hatten und dabei immer regionale Strukturen aufbauten.

An diesen konnten nun die neuen Bewegungen anknüpfen, die einerseits selbst Beschäftigung schaffen und grundlegendes Einkommen für alle Interessierten erwirtschaften wollten, andererseits die Qualität der regionalen Lebensmittel¬versorgung sichern wollten. Dass dies nicht über den entwürdigenden Umweg der regionalen ehrenamtlichen „Tafeln“, sondern auch in direkter bezahlter Mitarbeit laufen könnte, hatten sich in den Hoch-Lohn-Zeiten weder Bauern noch Arbeitslose vorstellen können.

Die Vermittlung war auch nur durch regionale Moderierende möglich geworden, weil das Misstrauen zwischen Landbesitzenden und Habenichtsen noch groß war. Die Genossenschaften waren für viele der Beteiligten das erste Lernfeld von gemeinsamer demokratischer Arbeit, und die Chefstrukturen mussten immer wieder aus den Köpfen gekämmt werden, wenn „Gut Meinende“ die Selbstorganisation als „zu kompliziert“ einsparen wollten.

Die Krisen und das regelmäßige Beschwichtigungsgelaber in den Medien hatte eine Abwehr gegen alle Bevormundenden wachsen lassen, und „Experte“ war zum Schimpfwort geworden, „Beratungsfirma“ zum Synonym für Mafia und Schlussverkauf.

Die internationalen Gerichtshöfe hatten dann 2012 mit ihrem Entscheid, dass jede Regierung für die Schäden, die durch ihre Armee angerichtet werden, haftbar gemacht werden kann, die Interventionstruppen auftragslos gemacht und den ganzen Armeeversorgungsbereich notleidend, ab zu verkaufen. Fritz Letsch, im Januar 2019

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