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Die Anleitung zur Lern-Autonomie ist die praktische Umsetzung der Bewusstseinsbildung im Sinne der Kritischen Theorie, die gemeinschaftliche selbst-tätige Forschung zu beginnen.

40 Jahre Erfahrungen mit dem Forumtheater und Augusto Boal

Im Herbst 1981 erlebte ich mein erstes Forumtheater, vorgestellt von Augusto Boal in der Münchner Alabama-Halle, einer alten Kasernen-Halle im Norden Münchens, die für innovative Konzerte und Kulturveranstaltungen hergerichtet war. Augusto hatte mit einer Gruppe von arbeitslosen Schauspieler*innen einige Forum-Szenen erarbeitet, die Situationen der Arbeitslosigkeit thematisierten und uns als Publikum zur Veränderung einluden.

Ich hatte einige Bekannte getroffen und von der Schauspielschule, den Workshops bei den Theaterfestivals die Kontakte, die einen folgenden Wochenend-Workshop mit Augusto organisierten. Bei vielen Übungen und Spielen zu Aufmerksamkeit für Bewegungen und den Körper, einigen Spielen für bessere Vertrautheit und Wahrnehmung im Raum, erklärte Augusto Boal seine Theorie hinter den Übungen und seinen Weg zu Szenen:

Die Themen der Teilnehmenden

stehen dabei immer im Vordergrund, die Methoden der Erarbeitung sind wie bei Paulo Freire eine offene Arbeitsweise: Situationen abbilden, Gestus, Haltung und Mimik durch andere übernehmen lassen, Regie für die Weiterarbeit, bis die Gruppe eine Art von Ritual daraus machen kann. (Generative Themen)

Dann ist die unterdrückte Person davon befreit, kann die eigene Situation als codierte Szene betrachten, und mit verfolgen, wie die Rest-Gruppe (oder später ein Publikum) darauf reagiert.

Lern-Autonomie bei Paulo Freire

Die Pädagogik der Unterdrückten von Paulo Freire wird in den internationalen Bewegungen um die Kritische Theorie als die Kritische Praxis der Bewusstseinsbildung angesehen, der Anleitung zum eigenständigen Lernen und zum gemeinschaftlichen Forschen.

Wir alle hatten unter Anweisungen, Bewertungen und Konkurrenz-Situationen gelernt, und man redete uns ein, das sei sportlich und gesund. Im Austausch der Störungen und Verletzungen der Gefühle … PFG Berlin 1999

"Während die Theorie von Natur aus nichts Heilendes, Befreiendes oder Revolutionäres ist, ist sie eine unserer Hauptaufgaben als Pädagogen, um die gelebte Erfahrung des Theoretisierens mit den Prozessen der Selbstwiederherstellung und der sozialen Transformation in Verbindung zu bringen." Sandy Grande in Red Pedagogy https://paulo-freire-muenchen.blogspot.com/2020/12/red-pedagogy-native-american-social-and.html darin:

Lern-Autonomie schafft reflexives Bewußtsein

Autonomia heißt das letzte Buch von Paulo Freire, der die befreiende Pädagogik und Modelle des Lernens entwickelt hatte, die von der UNESCO posthum noch einmal gewürdigt worden waren: Er stellt die Lernenden in die Mitte, die bei uns meist noch von Stoff, Qualifikationen und Konkurrenzen besetzt ist.

Seit den 70er Jahren haben viele PädagogInnen auch hierzulande versucht, gegen die Regeln ihrer Einrichtungen solche Modelle durchzusetzen, haben sich mit wirklich demokratischen und emanzipatorischen Methoden aber selten in den Systemen beliebt gemacht.

Autonomie erscheint uns als Wunsch selbstverständlich, als Forderung aber überzogen zu sein. Die Regeln, die gegen sie ins Feld geführt werden, erscheinen heilig, Institutionen-verteidigend. Die Lernenden sollen sich in bestehende Systeme einpassen, ihre Regeln übernehmen. Als Pädagogen neigen wir dazu, eher Gefängniswärter als Anwälte der Lernenden zu werden.

Dabei kommt ausgerechnet aus der betrieblichen Ecke die Forderung, mehr zu Kreativität und Innovationsfähigkeit anzuleiten, statt veraltendes und schwer handhabbares Wissen zu verabreichen. Weder Ausbildung noch Status der meisten Lehrenden bieten dafür wirklichen Hintergrund, sie verteidigen lieber ihre Zellen, als sich mit Freiheit zu konfrontieren.

Eine Tagung zur Lern-Autonomie der PFG in Berlin 1999

Zuerst tauschen die ca 30 Teilnehmenden - nach einer kurzen Vorstellungsrunde - unter Gesprächsleitung von Dr. Ilse Schimpf-Herken - die wichtigsten Ereignisse in den Lern-Biografien aus: Wenn ich meine Lern-Geschichte als Fieberkurve aufmale, in der die jeweils geringe oder hohe Autonomie des Lernens in den verschiedenen Institutionen sichtbar wird, was fällt mir auf?

Am folgenden Tag gehen alle nach einer körperlichen Lockerung und einer Einführung in die Grund-Methoden des Theater der Unterdrückten nach Augusto Boal daran, ihre Statuen und Bilder der behinderten Autonomie zu gestalten, nachmittags entstehen Forum-Szenen, die einem öffentlichen Publikum vorgestellt werden.

Angst, Gewissen, Motivation und Utopie im Streit, Regel-Verordnung und Entscheidungen in der Familie, aber auch Rüstungs- und Börsenspekulation versus Friedensbemühungen werden Themen der Auseinandersetzungen, die durch die Zuschauer verändert werden können.

Eine Zukunftswerkstatt mit Kosovo-Albanern in München

Im Vordergrund steht nach wie vor die kulturelle Begegnung: Autonomie hat für Kosovo-Albaner einen anderen Klang, ihr Lernen mussten sie selbst organisieren und verteidigen, gleichzeitig ist es von vielen traditionellen Faktoren bestimmt und wurde nun durch die Flüchtlings-und Kriegssituation gewaltsam geöffnet.

Das Erleben einer Zukunftswerkstatt war schon ein neues Element, die gemeinsame Entwicklung mit Studierenden und Mitarbeitenden der Flüchtlingsbetreuung und VHS ergab viele idealistische Ansätze, die zwar immer wieder von Bedenken und Rücksichten überlagert waren, aber doch hoffnungsvolle Bilder zum Vorschein brachten.

Eineinhalb Tage mit dem dem Thema Lern-Autonomie brachten hier eine breite Stoffsammlung der nötigen Aufbauarbeit, weil wir uns natürlich in eine fernere Zukunft nach dem Krieg gewünscht hatten. Welche Elemente für die Einzelnen sofort umzusetzen sind, muss erst die Weiterarbeit zeigen, da wir in den Beschlüssen nicht sehr konkret geworden waren, Vieles hängt auch noch von vereinbarten Erkundungen ab.

Auf jeden Fall entstand ein sehr intensiver Kontakt, der mit einem Theaterprojekt von Seiten der Studierenden weitergeführt wurde, viele Informationen zu Möglichkeiten der eigenen Lern-Gestaltung von Sprache bis zu Berufsfähigkeiten wurden in einzelnen Gesprächen angerissen, eine weitere Werkstatt soll den Umgang mit den sehr bedingt reaktionsfähigen Schulen und berufsvorbereitenden Einrichtungen entwerfen.

Lern-Autonomie für Lehrende?

In der Paulo Freire Gesellschaft besteht die Planung, weitere Werkstätten zur Projekt-Entwicklung durchzuführen, auch deren Entwurf ist schon ein partizipativer Vorgang: Am So, 26. 9.’99 entwerfen wir in Hamburg eine Tagung zur autonomen Projektentwicklung. Zeitschrift für befreiende Pädagogik

Wie leiten wir zu selbstbestimmtem Lernen an, das auch Grundlage zu verantwortlichem Arbeiten ist?

Übertragungsmöglichkeiten auf Lern-Gemeinschaften

A u t o n o m i e

  „Wir haben die Möglichkeit, zu begreifen,
  auszuwählen, zu entscheiden, zu durchdringen.
  Wir sind, weil wir sein werden.
  Das ist die Bedingung, um sein zu können."

Paulo Freire ‘Pedagogia da Autonomia’, Kap. 5, S. 36

Autonomie - wie weit ist Autonomie in einer derart bürokratisierten Gesellschaft möglich. Ist es nicht geradezu anachronistisch heutzutage darüber nachzudenken?

Wir können unsere Wahrnehmung verrücken, und das nicht nur theoretisch, sondern praktisch - mit Methoden des Theatermachers Augusto Boal.

Augusto Boal - Freund und Schüler von Paulo Freire und brasilianischer Theatermacher, entwickelte sein Methodenset des Theaters der Unterdrückten, nachdem er von den staatlichen Bühnen (und später auch aus seinem Lande) vertrieben worden war.

In aller Welt griff er die Fragestellungen und Probleme seiner Zuschauer auf und ließ sei mit seinen Methoden - dem Zeitungstheater, dem Statuen- oder Forumtheater und schließlich dem legislativen Theater ihre eigenen Lösungsansätze erarbeiten - ganz gleich, ob es Bettler in Argentinien oder missbrauchte Frauen in Paris waren.

Freitag, den 30.April 1999 Werkstatt der Kulturen Wissmannstr. 32 Berlin

Samstag tagsüber: Technische Universität Berlin Franklin Str. 28/29, 4. Stock

10 Uhr Einführung in die Methoden der Boal- Theaterarbeit mit Fritz Letsch, Kleingruppenarbeit mit erfahrenen Boal-Trainern wie : Helge Löw, Bettina Berger, Christoph Leucht, Alwin Baumert, Annette Berger, Nöck Gail, Samstag abend: Vorstellung im Kreativhaus Wollinerstr. 18/19 Öffentliche Präsentation der Arbeitsergebnisse

Lern-Autonomie

libros fallados: gesprochene Bücher

zum Thema Autonomie zu sprechen, individuell einsteigen, in 10 Minuten eine eigene Kurve mit Lebensdaten zu malen, wann hab ich mich wie in den einzelnen Institutionen gefühlt, eingeschränkt, frei, wo haben wir wichtige Momente zur Autonomie selber erfahren, dann in Kleingruppen austauschen, generative Themen für morgen vorbereiten

Elemente aus persönlichen Autonomie-Biografien:

Ein afrikanisches Trommelkonzert

rief uns zur Vorstellung der Arbeiten für die Foto-Ausstellung zum Leben in afrikanischen Flüchtlingslagern: Die Wanderausstellung „flüchtlingsbilder - flüchtlinge fotografieren, eine Ausstellung mit bildern aus ost-und westafrika (kenia, cote d’ivoire)" mit ca 130 bildern, umschrieben mit den Originalkommentaren, auf 14 großformatigen Tafeln 1,80 x 1,20) und 5 kleinformatigen Tafeln (0,60 x 1,20) zeigt das Leben in langjährigen Lagern aus der Sicht der BewohnerInnen. Sie ist über philip klever, hamburg, oder till baumann, berlin, zu entleihen.

zusammenfassen der Themen

für die Gruppenbildung am nächsten Tag: sich selbst ohne beruflichen Abschluss zu bestimmen, selbst definieren, das Etikett, einzeln kleine Schritt gehen oder zusammentun, was ist damit heute?

->von Machtstrukturen zu Beziehungen zu kommen,

Workshop Samstag, 1. Mai in den Räumen der TU, ca 35 Teilnehmende, Vormittag:

gegen mittag:

Szenen für die Aufführung:

abends: Abendessen und öffentliche Aufführung im Kreativhaus Wollinerstrasse

Forum- und Statuen-Szenen zur Autonomie:

Notizen und Dr. Ilse Schimpf-Herken: Kultur des Schweigens an der Universität http://joker-netz.de/ewnpfg