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bewusstseinsbildung

Bewusstseinsbildung ist im Sinne der Befreienden Pädagogik von Paulo Freire das breitere Wissen um die Felder des Wissens, nicht eine Anhäufung von Wissens-Stoff in Schubladen, sondern ein Denken in gesellschaftlichen Zusammenhängen, wie Kritische Pädagogik und die Fähigkeit zu sozialen Problemlösungen.

Bewusstsein wird in der Psychotherapie auch im Gegensatz zu Unbewusst, zu Unterbewusst und zur Verdrängung gedacht. Bewusstlos bemerkt der Rettungsdienst, und wir sollten es vielleicht auf geschäftstüchtig und parteienzentriert ausweiten.

Wer aber seine Lage begriffen hat: Wie sollte der aufzuhalten sein?

Meister Eckhart (*zwischen 1250 & 1270 und lebte bis 1327) übersetzt von Gustav Landauer (ermordet 2. Mai 1919 am Ende der Rätezeit in München, wo er KulturBeauftragter war), spricht vom Bewusstsein:

Von stetiger Freude

"Die Seele hat etwas in sich, ein Fünklein der Vernünftigkeit, das nimmer erlischt,
und in dies Fünklein versetzt man das Bild der Seele als in das oberste Teil des Bewusstseins;
und es ist auch Erkennen in unsern Seelen, das äußern Dingen nachgeht,
nämlich das sinnliche und Verstandeserkennen, 
das in Gleichnissen und in der Sprache vor sich geht, das verbirgt uns dies.
 

Meister Eckhart, insel TB S.41

Aus dem alltäglichen Sprachgebrauch verschwunden, gibt es doch gelegentlich Bewusstsein als Bildungsziel, wie die aktuell grassierende Achtsamkeit, die das englische mindful übersetzen soll: Mind the gap!

Freire unterteilt den Prozess der Bewusstseinsbildung in drei Stufen:

1. semi-transitives Bewusstsein: Der Mensch sieht seine Situation als unveränderlich an und sein Erfahrungswert ist damit begrenzt. Er hat keine Kraft, Widerstand zu leisten und resigniert.

2. naiv-transitives Bewusstsein: Durch den Dialog nehmen die Menschen ihre Lebenswelt und die damit verbundenen Widersprüche wahr. Sie lernen, am-bi-valente Umstände zu benennen.

3. kritisch-transitives Bewusstsein: Der Mensch nimmt die Mißstände der Welt, in der er lebt, nicht nur wahr, sondern er kann sie auch kritisch reflektieren. Er ist in der Lage, Lösungen für seine Probleme zu suchen.

Das Ziel von Freire ist es, dass die Bevölkerung die dritte Stufe des Bewusstseins erlangt.

Europäische Arbeitsgruppe Bewusstseinsbildung AEB

Manfred Peters: Die Europäische Arbeitsgruppe Bewusstseinsbildung E.A.B. - Fünfzehn Jahre Bildungsarbeit im Geiste Paulo Freires in: Eine Vision Teilen, Pädagogische Praxis für Frieden und Gerechtigkeit, Beiträge zur Arbeit der Jugendakademie Walberberg Hg. von Klaus Fengler, Martin Singe, Heinz Schulze, und Herman van de Spijker Walberberg 1992

Entstehungsgeschichte: "Mitte 1973 fand auf Anregung und unter Leitung von Alexander Gross an der Jugendakademie Walberberg eine internationale Freire-Tagung statt. Dieses Seminar, das den bedeutungsvollen Titel "Unterwerfung oder Befreiung" trug und für mich die erste Begegnung mit dem großen brasilianischen Pädagogen war, sollte der Ausgangspunkt für die spätere Gründung der Europäischen Arbeitsgruppe Bewusstseinsbildung sein."

Im Mai 1974 folgte eine Tagung an der Friedensuniversität (damals noch in Tihange/Huy)

  • Sprache als Mittel der Unterdrückung
  • die Rolle der Schule und die Kultur des Schweigens
  • Herrschaftsfreier Dialog konkret

Heinz Schulze Hg: Befreiung und Menschlichkeit, Texte zu Paulo Freire, AG SPAK München 1991 S. 120ff: anfangs

  • Mouvement Animation de Base in Hasselt (Belgien)
  • INODEP Paris
  • Friedensuniversität später Namur - dann auch
  • AG SPAK München
  • Scuola Professionale Emigrati Zürich
  • Jugendakademie Walberberg

"Zwei Ereignisse hatten eine entscheidende Vorarbeit geleistet: zunächst das Zweite Vatikanische Konzil, nach dem das Gottesvolk als Ganzes am prophetischen Amt Christi teilnehmen soll und teilnimmt; zum anderen die Proteste der Studenten und Jugendlichen am Ende der 60er Jahre, die zu einer neuen Sicht kritischer Reflexion und politischer Partizipation führten." Alexander Groß: Ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten … Bildungsarbeit auf den Spuren Paulo Freires

Bewusstseinsbildung aktuell:

Kritische Praxis und Kritische Theorie: Die Halbbildung (Adorno) und den Kulturkonsum / die Konsumkultur sowie den primitiven Digitalismus zum gemeinschaftlichen Forschen und zur Selbstorganisation öffnen, Gestalt als Kritische Therapie vermitteln

Bewusstsein: Das ICH in der Gesellschaft und Welt

Was in der Kritischen Theorie von der Aufklärung durch die Entwicklung der Psychoanalyse auf Grundlage materialistischen Denkens in den humanistischen Therapien entstand, wird oft in Verbindungen genannt: Körperbewusstsein, Umweltbewusstsein, Selbstbewusstsein, aber wir sprechen selten von Gesellschafts-Bewusstsein, Joseph Beuys versuchte es mit "Soziale Plastik".

Wahrnehmung üben: Im aktuellen Widerspruch der Situationen Überfluss und Ängste, das Denken in zu großen Systemen ohne die Bewegungen überall, mit mangelndem Mitfühlen der internationalen Befreiungen und Kämpfe, Flüchtenden und Sklaven, weil Menschenrechte hierzulande im Selbstlob des Grundgesetzes nicht weltweites Lieferketten-Gesetz gedacht werden.

Wahrnehmung üben bedeutet: Bewusst werden, was wir erwarten, unterscheiden, was wir wirklich sehen, den Unterschied als Forschungsergebnis festhalten: Ohne Moralisierungen den Überfluss und seine Folgen feststellen, dabei die gleichzeitigen Ängste von Krankheit, Tod und Verlust aushalten …

Spiele und Übungen für Schauspieler und Nicht-Schauspieler

Augusto Boal hat ein ganzes Set an Übungen und Spielen entwickelt und gesammelt, die alle Mitspielenden sensibilisieren und für guten Umgang in der Gruppe vorbereiten sollten,

und wie Bert Brecht in den Lehrstücken auch die gesellschaftlichen Dimensionen einbringt, wie beim Spiel der Macht https://fritz-letsch.blogspot.com/2020/12/bewusstseinsbildung.html

Was Adorno mit "Halbbildung" gemeint haben kann:

Halbbildung ist die reduzierte Berufsausbildung, die keine Sicht der Welt einbezieht, in der BWL mit ewigem Wachstum möglich scheint … das Gegenteil welt-öffnender Bewusstseinsbildung

Semi-intransitives Bewusstsein

Zwang • Probleme, die außerhalb natürlicher Bedürfnisse liegen, können nicht erfasst werden • Begrenzte Erfahrungs-/Wahrnehmungswelt• Bewusstsein, das ausschließlich das Überleben/das Bewahren der eigenen Existenz anstrebt • Wird von Singularität dominiert –es findet kein Austausch zu anderen statt, an denen man wachsen kann • Unhinterfragtes Hinnehmen des Gegebenen

Transitives Bewusstsein

Freiheit • Probleme des eigenen Umfeldes werden wahrgenommen und es wird versucht auf diese einzuwirken • Erweiterte Erfahrungs-/Wahrnehmungswelt • Bewusstsein, das über existentielle Bedürfnisse hinaus auf die Welt einzuwirken versucht • Wird durch den Dialog zu anderen Menschen und der Welt charakterisiert • Kritische Reflexion des Gegebenen https://userpages.uni-koblenz.de/~luetjen/sose18/mi_10/Referat_Bewusstseinsbildung%20durch%20den%20problemorientierten%20Dialog..pdf Übersicht und Literatur

"Das Theater der Unterdrückten artikuliert viele von Paulo Freires Prinzipien und bekräftigt insbesondere das Prinzip der Bewusstseinsbildung ('conscientização') und auch sein Prinzip, das Schweigen durch die Stimme der Unterdrückten zu brechen."

in: Freires Vision von Entwicklung und sozialem Wandel: Erfahrungen aus der Vergangenheit, aktuelle Herausforderungen und Perspektiven für die Zukunft: Ana Cristina Suzina, Thomas Tufte Original: https://doi.org/10.1177/1748048520943692 in deutsch: https://paulo-freire-muenchen.blogspot.com/2020/10/freires-vision-von-entwicklung-und.html

Bewusstseinsbildung würde heute „Kritische Praxis“ heißen

Der Europäische Arbeitskreis Bewusstseinsbildung wurde 1992 mit dem Arbeitskreis Freire der AG SPAK zur Paulo Freire Gesellschaft zusammengeschlossen. Die Zeitschrift für befreiende Pädagogik initiierte die Ideen einer gemeinsamen Lern-Strategien für ein welt-bewusstes Leben und engagierte sich für eine Lern-Autonomie, im Gegensatz zum Stoff-Plan unserer Schulen.

Kritische Theorie hat im internationalen Austausch der Hochschulen die Bewusstseinsbildung aus der Pädagogik der Unterdrückten als befreiende Praxis gefeiert, und die Arbeit mit der Pädagogik und dem Theater der Unterdrückten wurde von der UNESCO auch ausgezeichnet.

Wie ich dazu kam: Auf die Gedanken von Paulo Freire stieß ich während des Studium der Gemeindepädagogik noch auf hektografierten Blättern, später erschienen dann auch seine ersten Büchlein zur Pädagogik der Unterdrückten. Weitere Anregungen kamen aus dem Austausch der entwicklungspolitischen Praxis mit der Theologie der Befreiung mit Leonardo Boff und der Poesie Ernesto Cardenals. 1981 inszenierte Augusto Boal in der Alabama-Halle in München einige Szenen zu Arbeitslosigkeit, anschließend fand eine erster Wochenend-Workshop statt, auf den in den folgenden Jahren mehrere 14-tägige Workshops im Theaterhaus Berlin folgten und wichtige Impulse gaben.

1988 veranstaltete die Evangelischen Akademie in Tutzing eine Tagung zum Theater der Unterdrückten. Im Rahmen meiner jahrelang erfolgreich angebotenen Reihe zu Aktionstheater und Forumtheater in der politischen Bildung wurde Augusto Boal auch mehrmals vom Institut für Jugendarbeit im Bayrischen Jugendring zu Workshops eingeladen.

1990 gab das Institut für Jugendarbeit im Bayrischen Jugendring dann die Publikation Theater macht Politik – Ein Werkstattbuch zum teatro oprimido.

1994 besuchte Paulo Freire München und wir inszenierten einige Forumszenen nannte er das Forumtheater die glücklichste Anwendung seiner Gedanken. Daneben wurde eine weitere Reise vorbereitet, um ein von ihm gewünschtes Treffen mit Jürgen Habermas zu realisieren.

1995 war ich an der Konzeption eines Workshop mit Augusto Boal in der Arbeiterkammer Linz unter dem Motto: Der Regenbogen der Wünsche beteiligt. Zeitnah fand auch eine Tagung an der Hochschule München und verschiedene kollegiale Workshops sowie ein Radiobeitrag im Bayrischen Rundfunk statt.

1997 fand dann in Kanada das internationale Festival Ripple Effect Toronto statt. Beim dortigen Abschied von Paulo Freire tauschten wir aus, wie er uns jeweils persönlich angesprochen und beeinflusst hat: "So wie er Blüte war, lasst uns Früchte sein"

1997 brachten wir schließlich im Rahmen einer europäischen Tagung Legislatives Theater in Aktion in das Münchner Rathaus, daraus entstand das letzte Kapitel "Symbolism in Munich" in Augusto Boals Buch "legislative theatre bei routledge london/new york.

1999 fand in Wien im Justizministerium eine Veranstaltung mit seiner Rede statt, auf youtube zu finden. Bei der Veranstaltungsreihe in Bildungszentren gab es rege Beteiligung der Teilnehmenden, auch Juristen.

Die Arbeiterkammer Linz griff 2004 wieder die Methode Legislatives Theater auf und setzte sie in der Praxis um.

weiterlesen im Buch: Visionen der Veränderung

Bewußtseinsbildung in der Theaterarbeit

Auszug aus dem Buch "Befreiung und Menschlichkeit, Texte zu Paulo Freire", Hrsg. von Heinz Schulze bei der AG SPAK München

Mit dem Theater der Unterdrückten hat Augusto Boal eine Methodenreihe nach Europa gebracht, die vor seinem Exil in politischer Theaterarbeit und in der Alfabetisierung entstanden und angewandt worden war. Seine Seminare, vor allem in der SchauspielerInnen-Fortbildung, aber auch mit offenen Interessiertengruppen organisiert, vermitteln neben den Methoden auch den Kontext der südamerikanischen Herkunft und ihrer politischen Heimat.

Schon das Wort 'Unterdrückung' teilt in der Anwendung in Europa die Reaktionen in Interesse oder schnelle Ablehnung. Gymnasialdirektoren und Institutsleiter wittern schon Agitation oder Probleme mit Vorgesetzten, wenn allein der Titel im Programm auftaucht. Andererseits hat sich inzwischen eine breite 'Welt-Arbeits-Ebene' zwischen Kirchen und Parteien aufgebaut, die diese Worte sofort mit der eigenen Arbeit verbindet und das Theater der Unterdrückten in die eigene Methodik aufnimmt.

Ein weiterer Aufwind für die Verbreitung der Methoden, Theater zu den eigenen Themen selbst zu entwickeln, liegt in der Bereitschaft, vor allem in der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung neue musische Formen aufzunehmen. Auf diesem Weg geraten Bewusstseinsbildung und emanzipatorische Pädagogik durch die Hintertür in die weitgehend unreflektierten autoritären Strukturen und erweisen sich als Sprengstoff.

Aber auch die grundsätzliche Arbeitsweise erscheint vielen Veranstaltern fremd, aber interessant: Mit Körperarbeit einzusteigen, die Befindlichkeit, den Ausdruck und die Gestaltungsfreude anzusprechen und davon ausgehend die Themen vom Persönlichen im Politischen zu verankern, erscheint manchmal als zu hoher Anspruch, läßt sich aber als Arbeitsrichtung sicher definieren.

In dieser Arbeitsrichtung liegt auch der wichtigste Unterschied zu ähnlichen Ansätzen wie Psychodrama und entsprechender Überformungen wie z.B. Bibliodrama, die von einem gemeinsamen Thema in die Tiefen der Person gehen, statt die gesellschaftliche Dimension in den Blick zu nehmen.

Auch TeilnehmerInnen, die keine Vorerfahrungen mit Theaterarbeit haben, sind anfangs vielleicht irritiert:

Von der Anfangsrunde:

Im Stehen von Fußsohle bis Scheitel den eigenen Körper, seine Beweglichkeit und seine Ausdrucksmittel wahrnehmen,

in Partnerübungen so miteinander vertraut werden, daß ein selbstverständlicher Umgang miteinander bis zum STATUENTHEATER führen kann…

… bis zur Darstellung eigener Anteile von Druck und Unterdrückung in den Statuenbildern der Teilnehmenden zum jeweiligen Thema geht es sehr schnell in die persönlich empfundenen generativen Themen, die aber auch gemeinsame Erfahrung sind.

Diese Bilder lassen sich mit verschiedenen Umgangsweisen verschärfen und vertiefen: In mehreren Folgebildern, in Gegenbildern, in Veränderungsversuchen, mit assoziierten Aussagen oder gesprochenen Gedanken. Dabei steht immer die Suche nach genauerem Verständnis der Szene und den Hintergründen eines Vorganges im Mittelpunkt.

Beim FORUMTHEATER werden dann die Statuen um eigene Texte erweitert, um eine Situation dann auch bewegt auf die Bühne zu stellen. Eine Situation von Unterdrückung wird dem Publikum so vorgestellt, daß eine möglichst klare Beziehung zwischen 'Opfer' und 'Täter' entsteht.

Das Publikum erhält durch einen Spielleiter oder Joker die Möglichkeit, in die Rolle des Opfers zu gehen und sie zu verändern. Den Unterdrücker auszutauschen hieße, die Situation künstlich zu entschärfen oder aufzuladen, sehr oft wird auch eine Retterfigur aus dem Publikum vorgeschlagen, die aber eine Emanzipation, eine eigene Befreiung des Opfers eher verhindern würde.

Mit dieser Methode können vom Joker verschiedene Reaktionsmöglichkeiten erprobt werden, bis das Publikum das Gefühl hat, das Thema bewältigt zu haben. Falls ein Eingreifen nicht möglich erscheint, muß vielleicht der Rahmen der Szene verändert werden: in Bild vorher, eine Unterteilung in mehrere Bilder, ein Folgebild.

Manchmal hilft auch eine Ritualisierung, ein Ablauf in Zeitlupe oder mit Zeitraffer, oder die Heraushebung bestimmender Symbole und Verhaltensweisen.

Nachdem ein Thema mit dieser Arbeitsweise erschlossen ist, kann es mit anderen Methoden in dramatische Form für ein weiteres Publikum gebracht werden. Bauerntheater und Volkstheater sind alte Mittel dazu, Modell Lindenstraße eine Neuentwicklung; unsichtbares Theater ist mir vor allem eine Möglichkeit, die Wahrnehmung der SchauspielerInnen an einem ahnungslosen Publikum zu überprüfen.

Im Überblick der schwierigsten Themen der letzten Jahre habe ich einen TABU-KATALOG zusammengestellt, eine Faustregel für Unterdrückung und ein Wegweiser zur Kultur des Schweigens:

Der Daumen steht bei den Handlinien für das Ich, in meiner Faustregel für die Sexualität. Keine Lernorte, keine angenehme Sprache, aber gezielte Vermarktung und massive Personenzerstörung durch Anreizung, Moral und Schuldgefühle sind die deutlichsten Anzeichen.

Der Zeigefinger wird für das Du benutzt, in meiner Faustregel für das Thema Geld, das unsere Beziehungen bestimmt. Von den Sprüchen "Geld verdirbt die Freundschaft" und "Über Geld spricht man nicht, Geld hat man" bis zur Frage nach Reichtums- und Klassenunterschieden und das geistige Verbot des Wortes 'Kapitalismus' ist es von Geheimniskrämerei umgeben und könnte unsere Beziehungen sehr gut offenlegen.

Der Mittelfinger ist dem Thema Religion oder auch dem Sinn des Lebens zugeordnet. Entweder das Fertigpack einer Konfession, oder die Do-it-yourself-Version von Atheismus und Freidenkern; Taufe, Initiation, Hochzeitsritus und Begräbnis inbegriffen oder nicht… ein offenes Gespräch jenseits der Vokabeln der Pfarrer ist kaum möglich.

Der Ringfinger ist den längerfristigen Beziehungen zugeordnet, in meiner Arbeit den Themen Krankheit, Tod, Abschied, also den Störungen dabei. Vor allem die Trauer, die Zulässigkeit tiefer Gefühle und ihr gesellschaftlicher Ausdruck sind so behindert, daß Beerdigungen und Abschiede sehr oft in peinlichen Formalismen steckenbleiben.

Der kleine Finger übernimmt die restlichen Themen von abweichendem Verhalten: Anders sein. Lesbisch oder schwul, behindert oder farbig, andersgläubig oder für eine Gesellschaft unpassend, alle Außenseiter wie auch Berühmtheiten, inbegriffen. Die Angst vor dem Fremden bleibt sprachlos und aggressiv, wird in Witzen und Unterstellungen oberflächlich abgehandelt.

Gemeinsame Eigenschaften aller Tabus: Es fehlt die Sprache, sie wirklich treffend anzupacken, gleichzeitig liegt eine Geschwätzigkeit der Ablenkung darüber. Paulo Freire verwendet die Begriffe 'Mythos' und 'Kultur des Schweigens': Wir haben immer gute Gründe, nicht darüber zu reden. Wenn wir es trotzdem wollen, geht es nicht: Wir kommen vom Thema ab, werden unruhig, müssen rauchen… Wenn wir plötzlich müde werden, gähnen, Kopfschmerzen bekommen - und auf einmal gar nicht mehr wissen, was wir gerade wollten: dann haben sie gut gearbeitet, unsere Polizisten im Kopf.

Es ist gut, viel über sie zu wissen, aber es ist so unsinnig wie bewaffneter Kampf gegen Panzerwagen, wie Militär gegen Terrorismus, mit Gewalt gegen sie losziehen zu wollen. Weil sie von unserer eigenen Angst genährt sind, können wir sie nur sanft und nach ihren eigenen Prinzipien, mit gewaltfreier Methodik und Intelligenz, überlisten.

Bürger beobachten ihre Polizei: Frauen und Männer haben verschieden arbeitende PolizistInnen im Kopf, eine Frauengruppe kommt zuerst einmal tiefer an die persönlichen Themen, aber um so klarer ist dann auch da wieder plötzlich Schluss. Verschiedene Gesellschaftsschichten lernen jeweils eigene Taburahmen, so daß sich gemischte Gruppen helfen könnten… Aber wir haben für jedes Thema unsere ähnlichen Verläufe vorgezeichnet: vermeiden, verkomplizieren, für aussichtslos erklären, anderen die Schuld zuweisen, es durch Erfahrung als naturgegeben hinstellen, ablenken.

Die Palette unserer polizeilichen Eingriffe geht dann von den Umleitungen der Gedanken über die Aufforderung zur Versammlungsauflösung zu den härteren Maßnahmen: Kopfschmerzen, Anspannungen und Krampfungen im Körper, Erkältungen, Migräne etc. bis an die kräftigen Charakterpanzerungen unserer Muskulatur, wie sie Wilhelm Reich im Einzelnen beschrieben hat, wie sie in der Gestalttherapie von innen gelöst werden.

Und damit in die Theaterarbeit?

Zu diesen Themengruppen wird Theater immer interessant und gerät nicht zur leeren Unterhaltung, die diesen heißen Fragen ausweichen will. Kleingruppen können dazu kurze Szenen oder Statuen entwickeln, die dann im Plenum gemeinsam bearbeitet werden:

1) Ein junger Mann verabschiedet an der Bushaltestelle seine Freundin, trifft dabei eine alte Freundin, sie freuen sich, sich nach langer Zeit wiederzusehen. In einer zweiten Szene sitzt er mit seiner Freundin beim Abendbrot und druckst herum: Daß er die andere wieder getroffen habe, bei ihr zum Abendessen war, dann noch geblieben war, weil sie so viel zu erzählen hatten… Natürlich habe er bei ihr dann übernachtet, natürlich haben sie miteinander geschlafen…(Ende)

2) Ein Student wird von seinen Eltern mit Zuwendungen "in bar" gezwungen, regelmäßig nach Hause zu kommen und ihre Ermahnungen über sich ergehen zu lassen. Die Szene zeigt die monatliche freundliche Geldüberreichung. Eine Steigerung kurz vor der Silberhochzeit der Eltern: Er kommt mit neuem Haarschnitt (kurz, nur eine kleine Locke) nach Hause. Seine Mutter: "Wie kannst du uns das antun…" Er hat seitdem Magenschmerzen.

3) Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb, jeder esse, was er kann… Eine Gruppe von 5 Personen sitzt um einen gedeckten Tisch, sie halten sich die Hände zum kindlichen 'Tischgebet', sind aber in ihren Minen gar nicht lieb: gelangweilt, müde, abweisend… Für die Seminargruppe war das ein sofort klares Bild: das Ritual wurde einiger Kinder wegen eingeführt und mußte von allen mit gemischten Gefühlen mitgespielt werden. Thema dahinter: was wäre ein angemessenes Tischgebet/Essensritual?

4) Eine junge Frau stellt die Trauergemeinde um ein Grab und sich selbst in den Hintergrund. Ihr Freund war beim Motorradunfall gestorben, seine Familile hat sie nicht richtig gekannt, sie ist mit ihrer Trauer alleine.

5) Ein Migrant sucht eine Wohnung; bei den Besichtigungsterminen fällt er immer aus der engeren Wahl, sobald die Hausverwalter merken, dass er nicht-deutsch-stämmig ist.

Die Weiterarbeit an den Szenen orientiert sich an den Inhalten oder den Darstellungsformen: Aus den Statuen und Bildern können wir mit Gegenbildern, Folgebildern, Vor-Bildern oder anderen Umgangsweisen klarere Verläufe zeigen: Die TeilnehmerInnen äußern ihre Assoziationen, legen den Figuren Sätze 'in den Mund', stellen offene Fragen.

In einer Folge von Bildern können Teilnehmende auch versuchen, den 'Fall' zu klären, Verhaltensweisen zu entschlüsseln. In Zeitlupe oder im Zeitraffer kann ein Verlauf in seiner Struktur verdeutlicht werden.

FORUMTHEATER stellt das gespielte Kurz-Stück mit Hilfe einer Spielleitung dem Publikum vor und fordert es auf, die unterdrückte Figur zu ersetzen, die Rolle aber möglichst genau aufzunehmen, in der entscheidenden Situation aber dann gegen die Unterdrückung anzusprechen.

Wenn ein Publikum nicht nach dem ersten/ zweiten Vorspiel reagiert, bekommt es noch einmal - in verkürzter und vereinfachter Version - das Hauptthema vorgespielt (notfalls mehrmals).

Die Aufgabe des Joker ist das Gespräch mit dem Publikum, in den Fragen nach Kernthemen, Lösungswegen und Verständlichkeit des Problems, bis er /sie den Eindruck hat, das Thema ist genügend präsent und erschlossen.

DER POLIZIST IM KOPF ist eine Reihe von Methoden, die ähnlich dem Forumtheater auf die Suche nach den Kernen der Unterdrückung geht und in der jeweiligen Situation die persönlichen Anteile und die gesellschaftlichen Bedingungen zu trennen versucht.

Voraussetzung ist dabei die Eröffnung des gemeinsamen Spielfeldes, auch der Sprache, um tabuisierte Themen von den persönlichen Grenzen zu lösen und sie der Gruppe als gemeinsame Aufgabe zur Verfügung zu stellen.

Der REGENBOGEN DER WÜNSCHE versucht, unsere verschiedenen Gefühlsanteile in einer Spielhaltung auseinander zu legen und als Kombination verschiedener eigener Antriebe nebeneinander und gleichzeitig zu begreifen.

Er kann bei etwas Zeit und Ruhe klären, welche gegensätzlichen Mischungen unser Verhalten beeinflussen und unsicher, undeutlich und missverständlich werden lassen.

Beide Methoden (Polizist und Regenbogen) gehen an die Tabuthemen, um den gesellschaftlichen Verdrängungsmechanismus aufzudecken und zu zeigen, wie mit dem Verschweige-System Unterdrückung institutionalisiert wird.

Das Spiel der Macht

Wie kann das ganze Spiel der Macht für das Publikum zugänglich werden, wie erlösen wir die vereinzelten Traumbilder zu einem Dialog, der gemeinsames Verstehen und Tätig werden ermöglicht (wenn wir aus der Kulturhaltung zurückgelehnten Genusses heraus wollen).

Es beginnt mit einem Tisch und etwa drei Stühlen, definiert im Abstand dieser eine abstrakte Szene in unseren Köpfen. Ein >Joker< lädt zu Variationen des Themas ein, bis alle in der Bildern beteiligt sind.

Dann steigert sich die Frage: Wie bekommt ein Stuhl mehr Macht?

Nach der oft versuchten Überhöhung auf dem Tisch, die aber nur symbolisch stärker wäre, in der Realität aber wackelig und unsicher, kommen wir zu konkreten Bildern, Verhältnissen, Geschichten der Einzelnen.

Und jede Geschichte wird wiederum zur Herausforderung der Anderen: Lässt sie sich wiederum brechen, ist der Raum von anderer Macht zu erobern, wer bleibt am Ende noch Variations- und Handlungsfähig?

Indem alle in die Szenen einsteigen können, in ihrer Rolle bleiben, oder wenn sie unbedeutend geworden, sie wieder verlassen, sind alle im Spiel, auch wenn sie nicht zu ihrer Idee gekommen sind, waren sie Beteiligte. in: https://fritzl.blogspot.com/2021/02/der-garten-die-ruine-das-wasser.html

Vier andere Methoden möchte ich nur kurz anreißen:

  1. MÄRCHEN UND SYMBOLGESCHICHTEN helfen uns, in üblicher Verpackung und Zeichensprache über heiße Themen zu arbeiten. Mythen und Mythologien stehen als Schlüssel zu bestimmten Fragen (Religion, Sexualität…) zur Verfügung. Werden sie wie heilige Kühe behandelt, wirken sie verdummend, werden sie ins Spiel gebracht, können sie hilfreich sein.
  1. NARR UND CLOWN sind die verzauberten Dummen der Wahrheit. Sie haben besondere Rechte, weil sie weniger 'ernst' genommen werden, sich selbst weiter an tiefe Themen wagen, weniger Ehrfurcht haben und die richtigen dummen Fragen stellen.
  1. ABSURDES gibt vor allem aus der Literatur die Möglichkeit, ungewöhnliche Worte, Themen, Sätze zu kombinieren und damit zu neuen Ideen zu kommen. Eine Gefahr dabei ist, dass viele Produkte dieser Arbeitsweise 'schön' sind und in ihrer Befremdlichkeit stehenbleiben, ohne zu Konsequenzen zu führen.
  1. VERFREMDUNG ist z.B. die Verlagerung eines Verlaufs in eine andere Umwelt/Schicht/Zeit… oder eine ähnliche Versetzung eines erkannten Zusammenhangs. Rituale, die wir in einem bestimmten Kontext entwickeln, sind vielleicht in anderer Umgebung unsinnig, menschenfeindlich oder unzeitgemäß. In verfremdeter Darstellung können solche Riten und Gewohnheiten zerlegt werden. Aus den dahinterliegenden Bedürfnissen sollten dann neue Regeln für den gemeinsamen Umgang mit schwierigen Themen gefunden werden.

Für größere, öffentliche Auftritte, habe ich vier Formen parat, die ich mit Beispielen kurz vorstellen will:

BAUERNTHEATER entwickelt sich mit Landjugendgruppen fast selbständig, wenn sie ihre Bezüge und heißen Themen in Statuen- und Forumtheater vorstellen und kombinieren. Mutter steht am Herd und legt Knödel ein, Tochter kommt von der Kirche heim und erzählt, daß sie ihren Freund Franz - Student und bei den Grünen - vorstellen will, der Vater ist noch am CSU-Stammtisch, Großmutter redet schon vom Heiraten, dann kommt… MODELL LINDENSTRASSE entstand mit braven Kirchen-Jugendlichen, die im Original nicht richtig loslegen wollten. Indem ihnen eine sehr gegensätzliche Rolle (Porsche-Angeber, etwas leichte Mädchen, Alkoholiker, Fiesling, schüchterne E.) mit den Feinheiten: Name, Familienherkunft, Alter, innere Einstellung, Beruf, Lebens-Situation -… als vollständige Rolle vorgegeben wurde (oder mit eineR PartnerIn entwickelt werden konnte), kann die Gruppe im Nu jeden aktuellen Impuls aufgreifen und zu jedem Thema aus diesen Rollen improvisieren (Abtreibung, DDR, EG, Asyl…). Als "Jugendgruppe St. Anton" spielen sie seitdem regelmäßig in verschiedenen eigenen Veranstaltungen. VOLKSTHEATER ist in der Anlage dem Bauerntheater ähnlich, geht für mich aber auch in andere Zeiten und andere Schichten: Ob geschichtliches, herrschaftliches, proletarisches, hat Volkstheater schon immer die Aufgabe und den Reiz der heißen Themen gekannt, bevor es für die reine Unterhaltung als dümmlich-witziges Spielen kastriert wurde. In Italienisch auch: Die Commedia de'll Arte.

STRASSENAKTIONEN haben den Anspruch, ein Thema "richtig rüberzubringen". Das Problem der Rüstungsexporte führte auf dem Katholikentag Aachen 88 zu einer "Wallfahrt der Rüstungsindustrie" für mehr Kriege und Spannungsfelder, in der ein riesiges goldenes Kalb verehrt und mit Musik und Litaneien (Money makes the world go around) durch die Menge der staunenden Gläubigen zog.

Die erste Aufgabe der Theater- und Schauspielausbildung ist WAHRNEHMUNG ÜBEN. Dazu gehört, genauer zu schauen, wo man annimmt, schon zu wissen; genauer zu hören, zu spüren, weiter zu forschen. Dazu gehört auch, die gelernten Konventionen zu verlassen und nach den Grenzen als Aufgabe zu schauen. Die auftretenden Irritationen sind nicht immer leicht auszuhalten, darum ist sicher eine Gruppe oder ein Projekt nötig, nicht selbst irre zu werden, sondern den Irrsinn unserer Gesellschaft klar zu erkennen. Mit den Stufen des BEGREIFENS, WAS IST beginnt die Grundlage für BEWUSSTSEIN BILDEN als Weg zu VERÄNDERUNG LERNEN.

BEGREIFEN, WAS IST heißt in unserer Arbeit, das Wahrgenommene in die eigene Lebenssicht einzuordnen und die Schnittstellen zur Sicht anderer Personen und zu ihren Mythen und Ideologien abzugrenzen. Es heißt auch, das eigene Bild der Anderen zu untersuchen, wobei uns das UNSICHTBARE THEATER behilflich sein kann.

Wir schätzen Reaktionen eines Publikums ein, das nicht von unsererem Theaterspiel weiß, und erleben dann seine wirkliche Art, uns zu antworten. Unsichtbares Theater ist dazu wichtig, wenn wir Themen der Unterdrückung aufgreifen, die bei uns hierzulande viel tiefer im Psychologischen als im Militärischen angesiedelt sind und natürlich entsprechend tabu.

BEWUSSTSEIN BILDEN ist für mich der ständig wache Anspruch, auf mich einwirkende Impulse in meine Lebenssicht einzuordnen und meine Art des Umgangs damit auch im Blick zu behalten.

Dazu gehört selbstverständlich vom kleinen Zusammenhang von Haushalt und Ökologie bis zu internationalen Themen und Weltordnungsansprüchen die gesamte Spanne von Zusammenhängen und Themen.

Die Bescheidenheit der eigenen Ansprüche kommt beim Versuch VERÄNDERUNG LERNEN bald dazu: Wenn ich mein eigenes Verhalten, meine Stimmungen und meine Muster kenne (und mit Hilfe anderer genauer kennenlerne), kann ich die ersten Schritte meiner Veränderungen erlernen.

Ein schönes Modell in diesem Bereich ist die Arbeit von Moshe Feldenkrais: Bewußtsein durch Bewegung, die für mich durchaus schnell in die politische Situation und Arbeit zu übersetzen ist:

Je genauer ich meine eigenen Verhaltensweisen kenne und je genauer ich die Situation anderer einschätzen kann, umso genauer kann ich auch meine politische Tätigkeit ansiedeln, um von meiner Veränderung zur Änderungshilfe für andere zu kommen.

Das ist für mich die Grundlage, BEFREIUNG zu ERMÖGLICHEN, sowohl für mich, uns, als auch für andere. Befreit werden müssen dabei nicht nur Unterdrückte, um zu gerechten Lebenschancen zu kommen; befreit werden müssen vor allem auch Unterdrückte, um aus phantasielosem Konsum zu einem freieren solidarischen Leben zu gelangen. Servus

https://forumtheaterblog.wordpress.com/bewusstseinsbildung/

Der Traum von einer Sache

  ... Reform des Bewusstsein nicht durch Dogmen, sondern durch Analysierung 
  des mystischen, sich selbst unklaren Bewusstseins, trete es nun religiös oder politisch auf. 
  Es wird sich dann zeigen, dass die Welt längst den **Traum von einer Sache** besitzt ... 

Karl Marx, Brief an Ruge, Kreuznach September 1843

Pier Paolo Pasolini zitiert (wie Rosa Luxemburg) Karl Marx: Der Traum von einer Sache sind seine Jugenderinnerungen 1948 im friaulischen Bauerndorf, von dem die Jungs ins kommunistische Jugoslawien zum Arbeiten wollen, aber dort fast vor Hunger umkommen …

Ilse Schimpf-Herken:

https://vimeo.com/395543940 war im Umfeld der ersten Hamburger Freire-Seminare

Das Schweigen brechen - Ilse Schimpf-Herken war schon früh an sozialer Teilhabe interessiert. Ihre Reiseroute beginnt in Norddeutschland, von wo aus sie nach verschiedenen Auslandserfahrungen zur Unidad Popular nach Chile kommt. Dort arbeitete sie zwei Jahre als Befreiungspädagogin. Interkulturelle Erwachsenenbildung bleibt bis heute ihre Leidenschaft.

Paulo Freire Gesellschaft seit einigen Jahren in Berlin http://www.pfg-berlin.org/ und Paulo Freire Institut Berlin http://www.paulofreireberlin.org/

Bewusstseinsbildung Theorie

Freire nennt die erste Stufe „semi-transitive consciousness“ und die nächste Stufe „naive-transitive consciousness“. Diese Stufe kann „toward critical transitivity, characteristic of a legitimately democratic mentality," führen oder "it can deflected toward the debased, clearly dehumanized, fanaticized consciousness characteristic of massification.“<ref>Education: The Practice of Freedom, 1974, S. 17

Was in der Kritischen Theorie von der Aufklärung durch die Entwicklung der Psychoanalyse auf Grundlage materialistischen Denkens in den humanistischen Therapien entstand, wird oft in Verbindungen genannt: Körperbewusstsein, Umweltbewusstsein, Selbstbewusstsein, aber wir sprechen selten von Gesellschafts-Bewusstsein.

Semi-intransitives Bewusstsein

*Zwang •Probleme, die außerhalb natürlicher Bedürfnisse liegen, können nicht erfasst werden •Begrenzte Erfahrungs-/Wahrnehmungswelt•Bewusstsein, das ausschließlich das Überleben/das Bewahren der eigenen Existenz anstrebt •Wird von Singularität dominiert –es findet kein Austausch zu anderen statt, an denen man wachsen kann •Unhinterfragtes Hinnehmen des Gegebenen

Transitives Bewusstsein

*Freiheit •Probleme des eigenen Umfeldes werden wahrgenommen und es wird versucht auf diese einzuwirken •Erweiterte Erfahrungs-/Wahrnehmungswelt •Bewusstsein, das über existentielle Bedürfnisse hinaus auf die Welt einzuwirken versucht •Wird durch den Dialog zu anderen Menschen und der Welt charakterisiert •Kritische Reflexion des Gegebenen https://userpages.uni-koblenz.de/~luetjen/sose18/mi_10/Referat_Bewusstseinsbildung%20durch%20den%20problemorientierten%20Dialog..pdf Übersicht und Literatur

Weiterführende Literatur:

mehr und auch Termine wie fachliche Mailing-Gruppen im Internet

Zur Pädagogik der Unterdrückten

Zum Theater der Unterdrückten

Eine Powerpoint-Zusammenstellung

»Arbeit, Arbeit, Arbeit«

Forumtheater-Workshop mit Fritz Letsch, Theaterpädagoge Mit den bewusstseinsbildenden Methoden des Theater der Unterdrückten nach Augusto Boal wollen wir entlang der Thematik der schlecht verteilten und mythologisch beladenen Arbeit als Dilemma unserer Kultur arbeiten.

»Arbeit, Arbeit, Arbeit« wirkt wie Knechtschaft und Überlastung, bei gleichzeitigem Bewusstsein des Leerlaufs und der Stagnation im Land. Wenn nur 5% der Angestellten mit ihrer Arbeit glücklich sind, könnte sich im Land doch etwas ändern? Aber sie fassen noch fester an die Schaufel, die ihnen weggenommen werden könnte.

Welche Mythen halten die alten autoritären Strukturen fest, wo sind die Veränderungsansätze moderner Unternehmensführung und Selbstorganisation? Wir erarbeiten die generativen Themen der Beteiligten, um zu Szenen der Veränderung zu kommen.

Diese untersuchen wir nach Energiepunkten für Veränderung und nach Beteiligungsmöglichkeiten des Publikums. Gemeinsam wird die Dokumentation des Erlebten zusammen mit vorhandenen Materialien zu einer eigenen Arbeitsgrundlage gestaltet. (siehe http://fritz-letsch.de) Termin: 10.-12.6.2005 Wasserburg/ Bodensee http://contraste.org https://www.contraste.org/wp-content/uploads/2020/01/2005-04_contraste247_humanitaere_hilfe.pdf

Adorno beeinflusste die Situationisten, aus dem reaktionären Parteien-Marxismus auszubrechen bio

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